question mark, question, pile

Verfälschung durch Verkürzung

Kennen Sie das auch? Sie waren bei einer Veranstaltung. Sie lesen, hören oder sehen dann den Nachbericht dazu. Dabei haben sie plötzlich das Gefühl bei einer anderen Veranstaltung gewesen zu sein. Sicherlich hat man nicht immer die gleiche Wahrnehmung, denselben Geschmack, den gleichen Informationsstand oder Blickwinkel. Gerade bei Berichten zu Kultur- oder Sportveranstaltungen hat man häufiger den Eindruck, dass die Brille der Objektivität bei Autor*innen durch mehr oder weniger Zuneigung oder Begeisterung für Akteure oder die Sache an sich eingetrübt ist. Zum Glück gibt es im Kontext der Kulturberichterstattung ein Mittel mit dem bewusst die subjektive Meinung des Berichtenden in den Vordergrund gestellt wird. Das Beispiel Verriss im Feuilleton ist sicher jeder und jedem bekannt. Mitunter kann das auch unterhaltsam sein, wenn gut formuliert sowie mit Polemik und Ironie gewürzt. 

Was jedoch, wenn es sich nicht um Sport oder Kultur handelt? Wenn es zum Beispiel um die Berichterstattung der Presse aus Versammlungen von Vereinen, Bürgerforen oder einem Parlament, wie dem Fellbacher Gemeinderat,  geht.

Um jetzt konkret zu werden. Unser Co-Fraktionsvorsitzender Martin Oettinger hat sich im Rahmen der Einbringung des städtischen Haushalts für das Jahr 2024 in zwei Gemeinderatssitzungen (28.11.2023 und 12.12.2023) kritisch zu Ausgaben und Investitionen geäußert. Dabei hat er ausdrücklich betont die Verwaltung möge den Fokus bei den städtischen Projekten auf die Funktionalität legen und die Ausgaben danach auszurichten. Ergänzt hat er dies um den Hinweis, dass es gerade beim Neubau einer dreiteiligen Sporthalle (inkl. ca. 200 Zuschauerplätzen) und insbesondere dem Neubau der Fellbacher Feuerwache niemand aus der FW/FD-Fraktion darum gehe, die erforderliche Funktionalität und den Nutzen für die Bürger*innen zu beschneiden. Fragwürdig wird es dann, wenn in der Presse daraus folgendes wird:

Und auch beim Neubau der Feuerwache müsse angesichts der prognostizierten 30 Millionen Euro die Frage erlaubt sein, ob es beim sogenannten Fellbacher Standard „nicht auch eine Nummer kleiner geht“.

Richtig ist, dass Martin Oettinger aufgrund der Haushaltslage den Hinweis gegeben hat, dass man den oft zitierten Fellbacher Standard auf den Prüfstand stellen muss. Man sollte überlegen, an welchen Stellen es auch mal eine Nummer kleiner geht. Wenn die FZ dies jedoch in den unmittelbaren Zusammenhang zur neuen Feuerwache stellt und durch verkürzte Darstellung der Eindruck entsteht, die FW/FD-Fraktion wolle die künftige Funktionsfähigkeit beschneiden, dann wirft das Fragen zur Berichterstattung auf. Ob dies dem zeitlichen Druck, dem geringen Platzangebot für kommunalpolitische Themen oder sonstigen Einflüssen geschuldet ist lässt sich leider nicht abschließend beantworten. Die Tatsache, dass mit dieser Art der Berichterstattung Frust bei den Sporttreibenden,  bei der Feuerwehr und auch bei uns in der Fraktion aufgebaut wird, ist alles andere als erfreulich.

Deshalb möchten wir folgendes nochmal zum Ausdruck bringen:

  • Wir stehen zu und hinter unserer Feuerwehr, die mit ihren drei Abteilungen einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit in der Stadt beiträgt. Die aktiven und ehemaligen Kameraden in unserer Fraktion legen größten Wert darauf, dass die Belange der Feuerwehr angemessen berücksichtigt werden.  
  • Wir stehen zum Neubau einer dreiteiligen Sporthalle mit einem geringen Angebot an Zuschauerrängen im Sportgebiet Gäuäcker. Sie ist die Schlüsselinvestition,  um den Sanierungsstau bei den städtischen Sporthallen abarbeiten zu können. Gerade unsere Fraktion ist stark mit den örtlichen Sportvereinen vernetzt. Deshalb kennen wir die Herausforderungen, vor denen die Vereine stehen.
  • Wir ALLE in der Stadt müssen einen Diskurs führen, wie wir den veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden können. Inakzeptabel ist, dass immer neue und vor allem kostenaufwendige Aufgaben durch Bund und Länder auf die Kommunen abgewälzt werden. Hier hilft nicht übereinander zu reden und zu spalten, sondern wieder miteinander zu reden und gemeinsam nach tragfähigen Lösungen zu suchen. Das gilt auch für den Fellbacher Standard.

Um zwei Dinge noch klarzustellen:

  • unsere FW/FD-Fraktion steht mit allen uns zur Verfügung stehenden Beinen auf einem graswurzeldemokratischen Boden. Wir bekennen uns ausdrücklich zum Grundgesetz und dort insbesondere zur Pressefreiheit des Artikel 5. Uns ist es wichtig, dass Presse, Rundfunk, Fernsehen und Online-Medien unabhängig von Staat und Parteien differenziert, sachlich und verständlich über das gesellschaftliche Leben berichten können. Das ist eine wichtige Funktion und dient der öffentlichen Kontrolle. Zur Pressefreiheit gehört für uns jedoch auch die Verantwortung Dinge nicht zu verkürzen oder gar aus ihrem Zusammenhang zu reißen.
  • Dieser Textbeitrag ist kein Bericht, sondern meine eigene Meinung

Ralf Holzwarth

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