Einer, für den das Wort „Ehrenamt“ erfunden wurde
von Sascha Schmierer – erschienen in der Fellbacher Zeitung am 8.12.2021
Ulrich Lenk, vielfältig engagierter Kommunalpolitiker, feiert an diesem Mittwoch seinen 70. Geburtstag.
Seit seinem Abschied aus dem Berufs- leben lässt es auch Ulrich Lenk etwas ruhiger angehen. Zu allen Drehungen und Wendungen der Fellbacher Lokalpolitik muss sich der langjährige Schulleiter mittlerweile nicht mehr sofort zu Wort melden. Und die mit Herzblut und nicht selten ein wenig Schaum vor dem Mund vorgetragenen Debattenbeiträge sind im Gemeinderat ein wenig spärlicher geworden. Als politisches Schwergewicht kann sich der Bilderbuch-Liberale inzwischen auch mal entspannt zurücklehnen und die anderen einfach mal machen lassen. Die Stellungnahme der Fraktion zum Haushaltsentwurf etwa gab der Altmeister jüngst gerne an die Fraktionskollegen Karin Ebinger und Martin Oettinger ab – eine Art Nachwuchsförderung für die Zeit des politischen Ruhestands.
Denn der Jüngste ist Ulrich Lenk nicht mehr. An diesem Mittwoch kann der Multifunktionär, über Jahrzehnte hinweg ein Hansdampf in nahezu allen ehrenamtlich engagierten Gassen, seinen 70. Geburtstag feiern. Und das ist für Weggefährten wie für die politische Konkurrenz allemal Anlass, sich vor der Lebensleistung des in Schmiden lebenden Pädagogen zu verneigen.
„Es ist normalerweise gar nicht möglich, in so wenigen Jahrzehnten so viel Ehrenamt zu leisten – dafür braucht es eigentlich mehrere Generationen“, staunt etwa der FDP-Kreisvorsitzende Jochen Haußmann mit großer Anerkennung. 1980 war Ulrich Lenk erstmals in den Fellbacher Gemeinderat gewählt worden, seit 1999 ist der frühere Leiter der Kaufmännischen Schule Waiblingen der Vorsitzende der FW/FD. Die wurde von den Fellbacher Wählern bei der Kommunalwahl 2019 zur mit Abstand stärksten Fraktion gemacht – ein Ritterschlag auch für den Chef.
Im Kreistag bestimmt Lenk seit 26 Jahren die Geschicke an Rems und Murr mit, 17 Jahre als Vorsitzender seiner Fraktion. Und: Neben dem politischen Engagement wirkte der bereits vor Jahren mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Schmidener in zahlreichen weiteren Ehrenämtern mit – sei es im kirchlichen Bereich, in der Jugend- und Kulturarbeit, im Stadtjugendring Fellbach, beim Deutschen Roten Kreuz und vor allem beim TSV Schmiden. Seit 1992 fungierte er zwölf Jahre lang als Vorsitzender des mitgliederstarken Klubs, seit 2004 ist er als Präsident präsent. Als „Graswurzeldemokrat aus Leidenschaft“, beschreibt der Fellbacher FDP-Bundestagsabgeordnete Professor Stephan Seiter den Jubilar. Den Sprung ins Landesparlament verpasste Ulrich Lenk 2001 für die FDP nur ganz knapp. Nur 40 Stimmen fehlten für den Oberstudiendirektor seinerzeit zum Einzug in den Landtag von Baden-Württemberg.