Leserbrief von Ulrich Lenk
Der Stil der Auseinandersetzung um den GEWA-Tower hat mittlerweile das Maß des Erträglichen überschritten, so dass wir uns überlegen, rechtlich gegen die Verun-glimpfungen gegenüber unserer FW/FD – Fraktion vorzugehen. Vor allem weise ich in aller Entschiedenheit die gegenüber unserer FW/FD-Fraktion erhobenen Vorwürfe zurück, wir hätten uns mit unserem Ja zur Baufreigabe „vor den Karren eines Investors spannen lassen“ und „seiner vorgelegten Mixtur aus Anleihepoesie und Hoffnungen blind vertraut“. Alle unsere Fraktionsmitglieder sind z.B. in Vereinen „basisdemokratisch“ fest in Fellbach verwurzelt und brauchen sich deshalb nicht vorwerfen zu lassen, dass ihnen die Bürger und deren Meinung egal sind. Insofern bitte ich, unsere Argumente (nachzulesen unter www.du-bist-fellbach.de) wenigstens zu respektieren. Als „aufs Wohl der Stadt verpflichtete“ Räte dürfen wir uns nicht von Gefühlen und Emotionen leiten lassen, sondern müssen bei jeder auch noch so schwierigen und unpopulären Entscheidung das „Für und Wider“ sorgfältig abzuwägen.
Genau deshalb hat sich unsere FW/FD-Fraktion beim GEWA – Tower im November 2007 dafür ausgesprochen, dass anstelle der 12 Jahre lang stehenden hässlichen Bauruine auf dem „Fromm-Areal“ ein privates Bauprojekt mit Hotel und insgesamt über 230 Wohnungen ermöglicht wird, die z.T. in einem 107 m hohen „Tower“ platziert sind. Zu dieser Entscheidung stehen wir. Dieselbe Sorgfalt haben wir jetzt bei der Bewertung des vorgelegten Finanzierungsnachweises an den Tag gelegt. Dabei war für uns die vor allem im nichtöffentlichen Teil der Sitzung pointiert vorgetragene Ansicht von Prof. Birk mitentscheidend, der die Finanzierungsbestätigung als ausreichend bewertetet und bei Ablehnung Schadenersatzforderungen gegen die Stadt in den Raum gestellt hat.
Und dass jedes große Bauprojekt ein Restrisiko enthält, weiß jeder, der mit der Materie vertraut ist. Wenn wir dieses Restrisiko in Fellbach immer ausgeschlossen hätten, gäbe es keinen Kappelbergtunnel, keinen Stadttunnel, keine Schwabenlandhalle, keine Alte Kelter und kein F 3 Bad. Ohne Risiken würden sich Unternehmen nicht weiterentwickeln und ohne das Eingehen nüchtern bewerteter Risiken hätte sich z.B. unser TSV Schmiden nicht so prächtig entwickelt.
Dass sich die SPD und die GRÜNEN im Fellbacher Gemeinderat seit Jahren zu den Sprechern der Bedenkenträger und Mutlosen gemacht haben und deshalb z.B. die gelungene Erweiterung der Schwabenlandhalle oder das F 3 – Bad abgelehnt haben, ist ihre Sache. Für mich darf sich Kommunalpolitik aber darauf nicht verengen. Vielmehr sagt mir meine Lebens- und Berufserfahrung, dass man am besten fährt, wenn man „mit heißem Herzen“ und „kühlem Verstand“ auch immer wieder Ziele und Projekte verfolgt, die mit kalkulierbaren Restrisiken verbunden sind. Nur wer nichts macht und immer da-gegen ist, macht keine Fehler. Zu diesen möchten ich und unsere FW/FD-Fraktion nicht gehören. Deshalb sollten sich die Fellbacher Bürger am Sonntag genau überlegen, wem sie am ehesten zutrauen, „der Stadt Bestes zu wollen“ bzw. „Schaden vor ihr abzuwenden“.
Ulrich Lenk
Vorsitzender der FW/FD – Gemeinderatsfraktion Fellbach