Heike Härter-Holzwarth im Fellbacher Stadtanzeiger vom 12.03.2025
Wir erleben turbulente Zeiten. Ist das Bundestagswahlergebnis mit dem massiven Erstarken der rechten und linken Ränder schon schlimm genug, so kommt hinzu, dass die neue US-Administration alles was in mehr als 75 Jahren nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut wurde, sich bewährt hatte und verlässlich erschien, in kürzester Zeit aufkündigen zu wollen. Gemeinsame Werte wie Frieden und Freiheit werden in Frage gestellt oder neu definiert. Mehr noch: sie werden zur Ware, denn für Donald Trump ist quasi alles (ver-)handelbar, alles wird zum Deal. Gemeinsam war früher, Spalten ist heute.
Die Experten aus Wirtschaft, Sicherheit und Politik sprechen von der Zeitenwende 2.0. Europa muss in großer Eile Wege für eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur und Wirtschaftspolitik finden. Das wird mehr als herausfordernd, denn wir alle sind uns eigentlich bewusst, dass Europa träge und satt geworden ist.
Was könnte das für uns bedeuten? Verteidigung und Infrastruktur müssen auf Vordermann gebracht werden. Die Wirtschaft muss wieder ans Laufen kommen. Als das braucht eine Kraftanstrengung, man wird den Gürtel enger schnallen und sich aus der Komfortzone bewegen müssen. Das wird man bis runter in die Kommunen spüren – auch in Fellbach werden wir fragen müssen, was ist erforderlich und was (nur) wünschenswert. Das kann Angst machen, so wie es die Spalter wollen. Besser wäre: Wir sehen es als Chance. Europa kann zeigen was in ihm steckt. Wir haben doch wir viel mehr Gemeinsamkeiten und weniger Dinge, die uns trennen. Es hilft auch anderen ihre Meinung zu zugestehen sowie miteinander statt übereinander zu reden. Es lohnt sich für unsere Werte einzustehen: für Europa, für Deutschland und für unser Fellbach.